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08.11.2017

»Chance Gastro« macht Flüchtlinge fit für den Alltag in Küchen und Kantinen

Restaurants im Rhein-Main-Gebiet sind dringend auf Küchenhelfer angewiesen. Das Problem: Sie finden oft nicht genug Personal. Das Projekt „Chance Gastro“ des Kreises Offenbach möchte das ändern. Zusammen mit den Caterern Michael Bartels und Reinhard Graeff, die in Frankfurt viele Jahre den Cateringservice “Michas Essen und Trinken“ betrieben haben, der KIZ SINNOVA Gesellschaft für Soziale Innovationen aus Offenbach und toom Baumarkt, einem Unternehmen der REWE Group, will der Kreis Arbeitslosen einen niederschwelligen Einstieg in die Gastronomie ermöglichen und sie dafür unter realen Bedingungen qualifizieren.

Zielgruppe sind Langzeitarbeitslose, die sich für eine Arbeit als Küchen- oder Gastronomiehelfer interessieren und dafür geeignet erscheinen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Menschen mit Fluchthintergrund, insbesondere auch Frauen, für die es noch zu wenig passgenaue Integrationschancen gibt.

Sozialdezernent Carsten Müller ist sich sicher: „Es gibt jede Menge hochmotivierte Flüchtlingsfrauen, die nur auf eine Chance warten, loszulegen.“ An dem Projekt nehmen zunächst 32 Männer und Frauen in zwei Gruppen teil.

Das Besondere an dem Projekt: Vom ersten Tag an stehen der reale Arbeitsalltag und seine Herausforderungen im Mittelpunkt. Müller: „Nach einer dreitägigen Probephase beginnt das Praxistraining in einer Lehrküche der toom Baumarkt-Logistik in Dietzenbach, das einen Monat dauert. Dort erlebt man, wie es tatsächlich in einer Kantine zugeht, denn die Küche kooperiert eng mit der Kantine des Zentrallagers der toom-Baumärkte in Dietzenbach, in dem fast 400 Mitarbeiter tätig sind.“

Auch Reinhold Schöppner, der bei toom Baumarkt das Lager Dietzenbach leitet, freut sich mit seinen Mitarbeitern über die neue Kantine am Standort. „Wir sind sehr glücklich, dass wir mit dieser Kooperation zum einen unseren Mitarbeitern in den Pausen eine frisch gekochte Mahlzeit anbieten können. Gleichzeitig ist es schön, dass wir damit als toom Baumarkt-Logistik auch einen Beitrag zur Integration in der Region leisten konnten“, so Reinhold Schöppner.

Im zweiten Monat ist ein Praktikum in einem externen Gastro-Betrieb vorgesehen, der Personal benötigt. Ganz wichtig dabei: Die Teilnehmer haben während dieser Phase des Projektes Kontakt zu Gästen, damit sie mögliche Schwellenängste abbauen können. „Aber natürlich geht es in den Praktika auch darum, dass sich Betrieb und der Langzeitarbeitslose kennenlernen, so dass die spätere Übernahme in Beschäftigung schon sehr früh vorbereitet werden kann“, macht Müller deutlich.

Im dritten Monat wird die Schulung in der Lehrküche des REWE-Konzerns fortgesetzt. „In dieser Phase können spezielle Lehrziele und Bedarfe des späteren potentiellen Arbeitgebers berücksichtigt werden. Die Teilnehmer von „Chance Gastro“ werden so innerhalb kürzester Zeit punktgenau auf ihren späteren Alltag in einem Restaurant oder einer Kantine vorbereitet. Die Erfolgschancen für die Teilnehmer stehen also gut. Vor allem, weil die früheren Caterer Bartels und Graeff über hervorragende Kontakte in die regionale Gastronomie-Szene verfügen. „Bewerberempfehlungen von erfahrenen Kollegen haben in der Gastro-Branche einen besonderen Stellenwert und erleichtern die Vermittlung immens“, betont Müller.

Sollten sich die Hoffnungen in das Projekt erfüllen, soll die Weiterbildung regelmäßig stattfinden. „Es gibt bereits Pläne ‚Chance Gastro‘ auf eine weitere Großkantine auszuweiten“, so Müller abschließend.