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13.04.2017

Europa-Ministerin Lucia Puttrich besucht Heusenstammer Spedition Duwensee

Dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ist es zu verdanken, dass die in Heusenstamm anässige Spedition Duwensee erstmals eine Ministerin in ihren Räumen begrüßen konnte.

Lucia Puttrich, Hessische Landesministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, besuchte am 12. April den Familienbetrieb mit Sitz in Martinsee. Angst vor dem Brexit, dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, haben die drei Duwensees nicht. "Wir sind sicher, dass der Kuchen, der künftig verteilt werden soll, kleiner wird", sagt Senior Günter Duwensee. Aber dank ihrer Verbindungen und ihrer Erfahrungen könne das Stück vom Kuchen für sie größer werden.

Seit 14 Jahren fahren Lastwagen der Duwensees nach Großbritannien, seit zehn Jahren ist die Strecke auf die Insel und wieder zurück fester Bestandteil des Geschäfts. Fünf Laster sind jeden Tag in Richtung England unterwegs, weitere fünf in die Gegenrichtung. Das funktioniert nur, wenn die Logistik dafür stimmt. Und dies war auch der Hauptgrund für den Besuch der Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Lucia Puttrich, in Heusenstamm. "Wir wollen, dass auch die Länder beziehungsweise der Bundesrat an den Beratungen über die Veränderungen nach dem Austritt beteiligt werden", sagt die CDU-Politikerin. Denn "wir haben die Kernkompetenz, um zu sehen, wie die Chancen für die Zukunft stehen". Bei ihren bisherigen Gesprächen im Zusammenhang mit dem Brexit habe sie viel Unsicherheit und Zweifel gespürt bei den Menschen. Briten, die in Deutschland leben, wissen nicht, wie es nach dem Vollzug des Austritts weitergehen wird. Und für Firmen stehe die Frage im Mittelpunkt, wie kompliziert sich der Handel künftig gestalte. Bei den Verhandlungen über die Auswirkungen des Brexit gehe es nach Überzeugung von Lucia Puttrich vor allem darum, Lösungen zu finden, die keinen der Betroffenen automatisch zu Gewinnern des Brexit machten. Aber auch Rachegelüste seien dabei nicht angebracht. Ein Unternehmen wie die Spedition Duwensee könne aus dem Brexit Chancen entwickeln, betonte die Europa-Ministerin. Vor allem gelte es, die Spezialisierung der Firma zu nutzen.

Gregor Duwensee, wie Günter Duwensee Geschäftsführer der Spedition, bot in diesem Zusammenhang an, die Verhandler bei speziellen Fragen gern zu unterstützen. Das Handelsvolumen werde sicher kleiner, wenn zwischen England und dem EU-Raum wieder Zoll und neue Ein- oder Ausreisebedingungen gelten. "Aber wir haben da schon jetzt viel Erfahrung", betont der kaufmännische Leiter des Unternehmens, Georg Duwensee. Denn auch jetzt transportiere die Firma Waren nicht nur von England nach Deutschland, sondern auch in Länder, die nicht zur Europäischen Union zählen. "Deshalb haben wir dort schon jetzt unsere Agenten, die Zollformalitäten für uns abzuwickeln." "Wir glauben, dass wir für den Brexit gut gerüstet sind", versichert Georg Duwensee. "Denn wir kennen die Wünsche der Kunden und können uns anpassen." Die Transportpreise, schätzt Georg Duwensee, werden steigen, weil die Laufzeiten durch die Formalitäten länger werden. Offen sei bislang gerade unter diesem Aspekt, wie sich die Autoindustrie verhalten werde, die ihre Zulieferung vor allem auf Transporte stützt, die quasi zum Zeitpunkt des Einbaus eintreffen.

Die Spedition Duwensee beschäftigt 70 Mitarbeiter, von denen zehn im Lager und 21 in der Verwaltung und Logistik tätig sind. Alle weiteren sind Fahrer. 25 Lastwagen gehören Duwensee, weitere 25 von fest beschäftigten Subunternehmern sind zusätzlich unterwegs. Im Lager ist Platz für 3500 beladene Paletten, in einem Außenlager können weitere 3000 untergebracht werden.

(Text: Claudia Bechthold, Offenbach-Post, 13.04.2017, Foto: Offenbach-Post)