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14.02.2020

Unternehmen erwarten Lieferengpässe und Umsatzeinbußen

Umfassende Reisebeschränkungen, geschlossene Firmenniederlassungen, eingeschränkte Geschäfte - der Coronavirus beeinträchtigt zunehmend auch deutsche Unternehmen. Welche wirtschaftlichen Konsequenzen das für die Firmen im Rhein-Main-Gebiet hat, zeigt eine von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Offenbach am Main initiierte Blitzumfrage mit 160 beteiligten Unternehmen der Region.

46 Prozent der Unternehmen rechnen mit Lieferengpässen und 51 Prozent mit Umsatzeinbußen.

Ihre Geschäftsbeziehungen mit China sehen 46 Prozent der Unternehmen konkret beeinträchtigt. Betroffen ist die Zusammenarbeit mit Abnehmern und Lieferanten ebenso wie mit Niederlassungen oder Produktionsstätten in China, weil der Coronavirus das Land praktisch lahmgelegt hat. Dazu kommen gut 30 Prozent, die derzeit noch keine detaillierte Aussage treffen können, welche Auswirkungen es für ihr Unternehmen haben wird. 20 Prozent der Unternehmen haben reagiert und ihre Liefersituation verändert. Ein Grund ist, dass bereits 41 Prozent Rückfragen dazu erhalten haben. Weitere 11 Prozent erwarten Nachfragen.

„Das Jahr der Ratte begann für China am 25. Januar so, wie die Ratten sich gemeinhin aufhalten: unterirdisch!“, sagt Hans-Christian Richter, Geschäftsführer der MATO GmbH & Co. KG in Mühlheim und Vorsitzender des IHK-Expertenrats Internationale Märkte. „Der Beginn dieses wichtigsten chinesischen Festes stand schon deutlich im Schatten des Coronavirus und verlangte der Bevölkerung kurzfristig geradezu Einsiedlerverhalten ab. Die Neujahrspause ist wirtschaftlich stets haargenau getaktet, lebenswichtige Wirtschaftsbereiche laufen ohnehin unterbrechungsfrei weiter. Angesichts deutlich zunehmender Infektionsraten wurde fast überall in China eine weitere Woche als Zwangsurlaub angeordnet. Wie es in den nächsten Wochen weitergeht, liegt weitgehend im Bereich von Spekulationen und Befürchtungen – die Lieferketten sind aber in beide Richtungen bereits extrem in Unruhe und Sorge“, so Richter.

China ist für die deutsche Wirtschaft seit 2016 der wichtigste Handelspartner. Das deutsch-chinesische Handelsvolumen beträgt rund 200 Milliarden Euro pro Jahr. Richter sieht die verhängten Produktionsstopps infolge von Quarantänemaßnahmen problematisch: „MATO liefert über sein chinesisches Tochterunternehmen Verbindesysteme für Förderbänder in den chinesischen Bergbaubereich. Der muss ohne Unterbrechung auf High-Tech-Niveau produzieren. Bei geschlossenen Fabriktoren und spürbaren Stillständen in der Logistik kann dringend benötigte Ware nicht mehr zu den Kunden geliefert werden. Umsatzeinbußen zeichnen sich bereits deutlich ab.“ Auch bei Lieferungen von Komponenten wie Akkus oder Elektromotoren- und Getriebeteilen für das MATO Werk in Mühlheim komme es zu Verzögerungen und Vorräte drohten auszugehen.

56 Prozent der befragten Firmen haben bereits ihre Geschäftsreisen nach China ausgesetzt. Ebenso wird erwartet, dass Messen mit starker chinesischer Beteiligung weltweit beeinträchtigt werden. Die Unternehmen sehen auch darin mittel- bis langfristige Auswirkungen auf ihr China-Geschäft.
Trotz der hohen wirtschaftlichen Betroffenheit der Unternehmen zeigt das IHK-Stimmungsbild, nur neun Prozent der Unternehmen bewerten die von China getroffenen Maßnahmen als überzogen.

Die Ergebnisse der IHK-Blitzumfrage und aktuelle Informationen sind abrufbar unter www.offenbach.ihk.de/N912

Quelle: IHK Offenbach am Main