Seiteninhalt
25.06.2018

Wasserpreise wichtiger Standortfaktor für Unternehmen

Der aktuelle Frisch- und Abwassermonitor der hessischen Industrie- und Handelskammern (IHKs) belegt: Auch zwischen den zehn IHK-Bezirken zeigen sich deutliche Unterschiede bei den Frischwasserpreisen je Kubikmeter. Der günstigste IHK-Bezirk ist Offenbach am Main.

Offenbachs IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Weinbrenner: „Bei uns kostet der Kubikmeter Frischwasser im Durchschnitt 1,56 Euro. In fünf von zehn IHK-Regionen werden für einen Kubikmeter Frischwasser im Durchschnitt weniger als 2,05 Euro erhoben, während  in den übrigen fünf IHK-Regionen mehr als 2,05 Euro verlangt werden. Die teuerste IHK-Region ist Wiesbaden. In diesem Kammerbezirk kostet der Kubikmeter Frischwasser durchschnittlich 2,67 Euro und damit 1,11 Euro mehr als im IHK-Bezirk Offenbach.“

Auch beim Vergleich der Abwasserkosten je Kubikmeter der einzelnen IHK-Regionen zeigen sich deutliche Unterschiede. So fallen im IHK-Bezirk Offenbach durchschnittlich 2,24 Euro je Kubikmeter Abwasser an und im Kammerbezirk Kassel-Marburg wird mit 3,39 Euro ein um 1,15 Euro höherer durchschnittlicher Preis verlangt. „Bei der Analyse der Abwasserpreise der Kommunen ohne Gebührensplitting mit den niedrigsten und höchsten Preisen je Kubikmeter zeigen sich nur wenige Änderungen. Lediglich Neu-Isenburg hat  ihren Preis pro Kubikmeter um 27,5 Prozent gesenkt. Die anderen Kommunen haben ihren Preis nicht verändert. Durch die Preissenkung liegt Neu-Isenburg mit 1,45 Euro pro Kubikmeter auf dem dritten Rang im hessenweiten Kommunenvergleich und hat sich mit  Hilfe der Preissenkung 62 Ränge nach vorne geschoben“, so Weinbrenner.

Die Modellrechnung für eine Großbäckerei bei einen Frischwasserverbrauch von 18.000 Kubikmetern sowie ein Abwasseraufkommen von 17.500 Kubikmetern pro Jahr und eine versiegelte Fläche von 8.000 Quadratmetern ergibt das folgendes Ergebnis: In Neu-Isenburg lägen die Wasserkosten pro Jahr bei 56.549 Euro, in Offenbach bei 65.248 Euro und in Heidenrod (Rheingau-Taunuskreis) bei 179.816 Euro. Im hessischen Durchschnitt lägen die Kosten bei 92.817 Euro.

Eine exemplarische Druckerei zeichnet sich durch einen geringen Wasserverbrauch und eine vergleichsweise kleine versiegelte Fläche aus. Die konkreten Annahmen liegen bei jeweils 1.000 Kubikmetern für Frischwasserbedarf und Abwasseraufkommen sowie einer versiegelten Fläche von 2.300 Quadratmetern. Bei diesem Beispiel beträgt die Preisdifferenz zwischen der günstigsten (3.214 Euro in Neu-Isenburg) und der teuersten Kommune (11.577 Euro in Heidenrod) 8.364 Euro oder 260 Prozent. Der hessische Durchschnittswert für das Druckerei-Beispiel liegt bei 6.215 Euro.

Thomas Kronenberger, Geschäftsführer des Metallveredelungswerks LKS Kronenberger GmbH in Seligenstadt: „Wir nutzen unsere Wassermengen in der Produktion zwar mehrfach, um den Verbrauch zu reduzieren, aber als Galvanikbetrieb benötigen wir große Volumina an Wasser. Ein niedrigerer Wasserpreis hilft uns, die Produktionskosten geringer zuhalten. Auch für unsere Mitarbeiter stellen die niedrigeren Wasserpreise einen Vorteil dar. Im Rhein-Main-Gebiet sind Mieten und Lebenshaltungskosten hoch. So gibt es wenigstens hier eine finanzielle Entlastung. Es wäre daher fatal, wenn die Kommunen auf die Idee kämen, an der Preisschraube zu drehen.“

Alexander Heberer, Geschäftsführer der Wiener Feinbäckerei Heberer GmbH in Mühlheim warnt ebenfalls vor steigenden Wasser- und Abwasserpreisen: „Dies ist ein Standortvorteil, der nicht preisgegeben werden darf. Momentan behandeln wir unser anfallendes Abwasser vor, bevor es in die öffentliche Kanalisation geht. Bei der Wiener Feinbäckerei Heberer haben wir es hauptsächlich mit lipidhaltigen (fetthaltigen) Abwässern zu tun. Diese können in unserer Vorreinigung aber nicht vollständig aufgefangen werden. Dies bedeutet Mehrkosten durch Schmutzfrachtzuschläge (CSB-Werte).“ Um diese zu vermeiden, müssten erhebliche zusätzliche Mittel aufgebracht werden. „Unsere Abwasserkosten in Mühlheim liegen derzeit bei rund 35.000 Euro pro Jahr. Mit dezentralen Vorreinigungsstufen, im näheren Umfeld des produzierenden Gewerbes, könnte man Vorreinigung in den einzelnen Betrieben überflüssig machen. Das könnte für die angesiedelten Unternehmen Kosten einsparen und die Vorreinigung der Abwässer wäre effektiver zu gestalten. Diese Anlagen sollten von der Kommune und den Unternehmen gemeinsam geführt werden und könnten die Anziehungskraft der Kommune stärken.“, so Heberers Vorschlag.

Quelle: IHK Offenbach am Main