Eingeschränkte Kitabetreuung hemmt Neustart der Wirtschaft - IHK fordert gemeinsame Anstrengungen und kreative Lösungen
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Offenbach am Main begrüßt die Einführung des eingeschränkten Regelbetriebs in den Kitas in Hessen. IHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller betont: „Damit sind die Probleme vieler berufstätiger Eltern jedoch noch nicht gelöst. Der Spagat zwischen Homeschooling und Kinderbetreuung einerseits, und einer langsam wieder anfahrenden Wirtschaft mit Homeoffice und zurückgehender Kurzarbeit andererseits, geht vielfach weiter. Ein paar Schulstunden in der Woche und Kitas mit erheblich eingeschränktem Betreuungsangebot entlasten die Eltern kaum.“
Die Diskussion fokussiert sich bisher auf Eltern, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Doch auch Unternehmerinnen und Unternehmer sind betroffen. Michael Grunwald, Geschäftsführer der Grunwald Display Solutions GmbH in Dreieich, unterstreicht: „Als Vater einer achtjährigen Tochter und eines dreijährigen Sohns bin ich stark in die Betreuung und das häusliche Lernen eingebunden. Parallel versuche ich mein Unternehmen mit 13 Mitarbeitern durch die Krise zu bringen. Gerade kleine, familiengeführte Unternehmen sind von dieser Mehrfachbelastung betroffen. Hier würde ich mir mehr Unterstützung vom Land und der Kommune wünschen.“
Der Neustart nach dem Lockdown wird also nicht nur durch Hygiene- und Abstandsregeln, eingeschränkten internationalen Warenverkehr und schlechte Konsum- und Konjunkturaussichten gebremst, sondern auch durch eine unzureichende Kinderbetreuung. Unter den aktuellen Bedingungen können Eltern ihre Aufgaben in den Unternehmen nicht angemessen wahrnehmen.
Zudem ist es für die Kitas und Schulen in Hessen eine große Herausforderung, die Hygienekonzepte umzusetzen. Dr. Daniell Bastian, Bürgermeister der Stadt Seligenstadt, sagt: „Wegen der Infektionsschutzanforderungen stehen in unseren Kitas nur 40 bis 50 Prozent der normalen Kapazitäten zur Verfügung und diese Angebote sind bereits weitgehend durch die sogenannte Notfallbetreuung belegt. Eine weitere Ausweitung der Betreuungszeiten ist angesichts der einzuhaltenden Hygiene-Vorgaben, des begrenzten Raums und des vorhandenen Personals aktuell nicht möglich.“
In der aktuellen Situation gibt es in Sachen Kinderbetreuung keine einfache Lösung. Hier sind alle Akteure gefordert, pragmatische Ansätze zu finden. Das gilt für die Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen wie für die Kommunen und das Land Hessen. Die Möglichkeiten von Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten sollten weiter genutzt werden, soweit Betriebsabläufe dies zulassen. Kitaflächen sollten ohne bürokratischen Aufwand temporär erweitert werden, zusätzliches Betreuungspersonal eingebunden werden können. Auch sind die Hygieneanforderungen an Kitas und Schulen regelmäßig mit den Praxiserfahrungen abzugleichen und anzupassen.
Die IHK-Präsidentin fordert: „Wir dürfen die Eltern nicht allein lassen. Nur wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten, trägt dieser für den Neustart der Wirtschaft grundlegende Baustein.“